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KI transformiert juristische Arbeit: Neue Studie liefert klare Beweise
Autor:
CASUS
·
2 min
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KI transformiert juristische Arbeit: Neue Studie liefert klare Beweise
Die Rechtsbranche steht vor einer Revolution – und künstliche Intelligenz spielt dabei eine entscheidende Rolle. Eine brandaktuelle Studie der University of Minnesota und University of Michigan hat erstmals wissenschaftlich untersucht, wie zwei spezifische KI-Technologien die juristische Arbeit verändern könnten: Retrieval-Augmented Generation (RAG) und sogenannte Reasoning-Modelle.
Getestet wurden zwei führende KI-Systeme: Vincent AI, das auf RAG basiert und juristische Analysen mit konkreten Rechtsquellen verbindet, sowie das Reasoning-Modell o1-preview von OpenAI, das komplexe rechtliche Fragen schrittweise strukturiert und bearbeitet. An der Studie nahmen 127 fortgeschrittene Jurastudierende teil, die sechs realistische juristische Aufgaben lösen mussten – teilweise ohne KI, teilweise mit KI-Unterstützung.
Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Beide Technologien steigerten sowohl die Geschwindigkeit als auch die Qualität der juristischen Arbeit erheblich:
Vincent AI steigerte die Produktivität zwischen 38 % und 115 % und zeigte besonders starke Ergebnisse in Klarheit und Struktur der Dokumente. Dabei war es überraschend zuverlässig, produzierte sogar weniger Fehler („Halluzinationen“) als menschliche Teilnehmer ohne KI-Unterstützung. Dies bedeutet, dass RAG-basierte Systeme wie Vincent AI besonders wertvoll sein könnten, da sie zuverlässige Ergebnisse liefern, die von den Nutzer:innen unmittelbar nachvollzogen und überprüft werden können.
OpenAI’s o1-preview erhöhte die Produktivität sogar um 34 % bis 140 % und verbesserte deutlich die analytische Tiefe und Qualität der Argumentationen. Allerdings zeigten sich hier gelegentlich noch fehlerhafte Informationen, die auf erfundene Quellen hinwiesen. Diese sogenannten „Halluzinationen“ bedeuten, dass Jurist:innen beim Einsatz solcher Reasoning-Modelle wachsam bleiben und die KI-generierten Ergebnisse stets kritisch prüfen sollten.
Die Studie hebt hervor, dass keine der getesteten Technologien vollständig fehlerfrei ist, doch zeigt sie klar, dass eine Kombination aus RAG-Technologien und fortgeschrittenen Reasoning-Modellen die juristische Arbeit massgeblich verbessern könnte. Die Kombination dieser Ansätze könnte faktische Genauigkeit mit analytischer Tiefe vereinen und damit eine neue Qualität juristischer Arbeit ermöglichen.
Auswirkungen auf die Praxis:
Jurist:innen könnten dank KI künftig schneller, präziser und qualitativ hochwertiger arbeiten.
Die Kompetenz im Umgang mit KI wird zunehmend entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit von Kanzleien und Rechtsabteilungen.
Die Integration von KI in juristische Workflows ermöglicht Jurist:innen, sich stärker auf strategische und kreative Aspekte ihrer Arbeit zu konzentrieren.
Trotz aller Effizienzgewinne bleibt menschliches Urteilsvermögen unverzichtbar. KI ist ein unterstützendes Werkzeug, kein Ersatz für menschliche Expertise.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass KI in der juristischen Praxis bald nicht mehr wegzudenken sein wird. Die Entwicklung ist rasch, die Potenziale enorm. Jurist:innen und Kanzleien, die frühzeitig lernen, KI effektiv und verantwortungsvoll einzusetzen, sichern sich entscheidende Wettbewerbsvorteile in der Rechtsbranche der Zukunft.
Was ist Retrieval-Augmented Generation (RAG)? Retrieval-Augmented Generation (RAG) ist eine fortschrittliche KI-Technologie, die generative Modelle (wie GPT) mit einem Retrieval-System kombiniert, das gezielt relevante und zuverlässige Informationen aus einer Datenbank oder Wissensbasis abruft. Dadurch werden generierte Antworten direkt durch konkrete, überprüfbare Quellen unterstützt, was die Zuverlässigkeit und Transparenz erheblich verbessert.